Ende April fand digital und in den Coworking Spaces unseres Netzwerks der hybride Tag der offenen Tür statt. An dem Event beteiligten sich PolitikerInnen aus kommunaler und Landesebene und genau Ihnen möchten wir den heutigen Beitrag widmen. Darin wollen wir die Fragen klären, welche Rolle das Coworking im ländlichen Raum für die Entwicklung von Kommunen und dem Land Hessen spielen und wie sich die Politik dafür einsetzt.
Region Nordhessen
Der Kasseler Regierungspräsident Mark Weinmeister ist Unterstützer des Coworking und besuchte bereits unsere Netzwerk-Mitglieder, die Coworking Spaces in Schwalmstadt (Coworking Space Schwalmstadt) und in Korbach (Dreiraum Coworking, ein Bericht zu seinem Besuch im Dreiraum findet ihr auf LinkedIn). Bei seinem Einführungsvortrag betonte er die Bedeutung, die er dem Coworking bemisst: „Die Frage nach Coworking und mobilem Arbeiten ist ein Punkt, der die gesamte Region betrifft.“ Er hob die Bedeutung von Coworking für den Wirtschaftsstandort hervor, weil es GründerInnen durch niedrigschwellige Angebote ermöglicht, in einer professionellen Umgebung ihre Geschäftsideen umzusetzen und Coworking Spaces Arbeitsplätze im ländlichen Raum sichern. Seine abschließenden Worte bedürfen aus unserer Sicht keiner weiteren Erklärung:
„Man kann in der schönsten Landschaft der Bundesrepublik Deutschland leben und man muss nicht weggehen, wenn man eine hochwertige Arbeit oder eine andere Arbeit insgesamt haben möchte. Das ist eine tolle Perspektive für uns alle und darüber freue ich mich sehr.“
Land Hessen
Die hessische Digitalministerin Dr. Kristina Sinemus sprach in ihrem Grußwort darüber, wie das Coworking zur Modernisierung des ländlichen Raums beiträgt und Innovationskraft stärkt. Sie ist überzeugt:
„Der ländliche Raum wird davon stark profitieren, es entstehen Orte des agilen und interdisziplinären Arbeitens und attraktive Arbeitsplätze, es wird z.B. auch die Gründerszene und Start Ups anlocken und neue Modelle für größere Unternehmen ermöglichen.“
Für Dr. Sinemus und das Land Hessen ist Coworking aber nicht nur eine Frage von Arbeitsplätzen und Wirtschaftswachstum, sondern trägt zur Belebung der jeweiligen Kommunen bei, denn „neue Arbeitsorte sind häufig nicht nur Arbeitsorte, sie ziehen weiteres Leben an, Cafés, Kulturtreffs, sie werden zu einem Meetingpunkt für verschiedene Perspektiven und Themen“
Nordhessische Kommunen
Die Perspektive der Kommunen vertraten am hybriden Tag der offenen Tür Bürgermeister Thomas Groll aus Neustadt und Sina Best, die mit 33 Jahren zur ersten Bürgermeisterin in Gudensburg gewählt wurde. Ebenfalls vertreten war Karl Friedrich Frese, erster Beigeordneter des LK Waldeck-Frankenberg.
Frese schätzt die Remote Arbeit als einen wichtigen Faktor in der zukünftigen Entwicklung des ländlichen Raums ein. In der Diskussion zeigte er sich überzeugt, dass der Anteil remote Arbeitender in Zukunft weiter ansteigen wird, weil für viele Menschen die Work-Life Balance zunehmend an Bedeutung gewinnt. Diese Entwicklung könne der ländliche Raum sogar besser nutzen als die urbanen Zentren, zum Beispiel durch Coworking Spaces.
Für Gudensburg, so berichtet Sina Best, ist das Coworking ein Bestandteil eines gemeinschaftlichen Kommunikations- und Begegnungszentrums, das in Zukunft als Anlaufstelle für verschiedene Organisationen, Menschen und Themenbereiche etabliert werden soll. Das Bestandsgebäude in der Gudensburger Innenstadt war früher ein Teegeschäft, künftig sollen dort Vereine, Verbände und Initiativen ihren Platz finden und sich Räume, Equipment und IT-Ausstattung teilen. Das G1 wird mit Gruppenräumen, Büros, einem Gemeinschaftscafé, einer Werkstatt und einem Proberaum ausgestattet werden und soll sich zu einem Ort entwickeln, an dem die verschiedenen Menschen und Organisationen zusammen arbeiten, Ressourcen bündeln und gemeinsame Synergien nutzen können.
Ländliche Ökosysteme und Sharing-Mentalität
In den Diskussionen am hybriden Tag der offenen Tür wurde offensichtlich, dass sehr viele politische Akteure das Coworking und die Grundsätze der New Work als Chance für die Entwicklung ländlicher Räume verstehen. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig und reichen von der Unterstützung wirtschaftlicher Entwicklung bis hin zum Aufbau neuer Formen der Begegnung und des Zusammenlebens in den ländlichen Kommunen. Die verschiedenen Ansätze haben jedoch alle gemein, dass sie auf die Entwicklung und Belebung des ländlichen Raums als großes Ziel hinarbeiten.